Rein spannungstechnisch hielt das Wermelskirchener Derby nahezu alles, was es im Vorfeld versprochen hatte. Auf das Spielerische bezogen kamen die rund 300 Zuschauer an der Staelsmühle allerdings nicht auf ihre Kosten. Dafür blieb vieles Stückwerk, was man in erster Linie dem lange Zeit uninspiriert auftretenden Landesligisten vorwerfen muss. „Ich glaube, die Wermelskirchener hatten nicht so viel Spaߓ, kommentierte Marius Suchanoff die physische Herangehensweise der Dhünner.
Der Innenverteidiger war es auch, der die Gastgeber in Führung brachte. Als 09/35-Keeper Yannick Klüppelberg einen Freistoß von Christian Nippel nicht festhalten konnte, staubte „Sucha“ im Stile eines Strafraumstürmers ab. Damit kompensierte er kurzzeitig auch den Ausfall von SSV-Kapitän Dennis Schmidt, der zur Halbzeitpause wegen Knieproblemen ausgewechselt werden musste.
Nach 68 Minuten glich Umut Demir zum 1:1 aus. Dabei blieb es dann auch in der regulären Spielzeit, weil Luca Lilliu gegen Fabian Rick fünf Minuten vor dem Ende auf der Linie klärte. So gingen dem Außenseiter dann irgendwann die Körner aus, während die Gäste ihre individuelle Klasse nutzten, um das Spiel vor den Augen des mittlerweile eingetroffenen FCR-Trosses zu entscheiden. Hauptverantwortlich dafür: Ferat Sari, wie schon im Viertelfinale in Rade. Der Angreifer köpfte eine Ecke von Umut Demir zum 2:1 ein (94.) und legte das 3:1 für Mark Mittmann (98.), der nach Einwechslung zu gefallen wusste, mustergültig vor. „Jetzt hauen wir auch den FCR weg“, schickte Sari schon einmal eine kleine Stichelei in Richtung des Remscheider Landesligarivalen.
Als dieser genug gesehen und sich schon auf den Heimweg gemacht hatte, sorgte Robin Bührmann mit einem verwandelten Foulelfmeter noch einmal kurz für Spannung (120.). Dhünn warf noch einmal alles, inklusive des bärenstarken Keepers Dennis Winterhagen, nach vorne – aber ohne Erfolg.
SSV Bergisch Born – FC Remscheid 1:3 (0:0).
Kompliment an den Bezirksligisten, der über weite Strecken keinen Klassenunterschied deutlich werden ließ und erst durch zwei Unachtsamkeiten in der Schlussphase einen möglichen Einzug in die Verlängerung verpasste. Kompliment aber auch an den FCR, welcher sich der schwierigen Aufgabe von der ersten Minute an stellte und letztlich nachwies, warum er eine Klasse höher spielt. Der Landesligist war ein Stück weit abgezockter, lauerte auf seine Chancen, als die Partie auf des Messers Schneide stand und Born seine beste Phase hatte.
Die erste nutzte Patrick Posavec mit einem herrlichen Freistoß zum 2:1 von der Strafraumgrenze (80.). Ob dem 3:1 von Ahmed Al Khalil zwei Minuten später in der Situation zuvor eine Abseitsstellung vorausgegangen ist – darüber werden sie in Born heute noch diskutieren. Der Stürmer, der in diesen Tagen seinen Vertrag vorzeitig bis zum Sommer 2023 verlängert hat, sagte: „Ich fühle mich einfach wohl beim FCR.“ Das spürt man.
Schade, dass eine intensive Begegnung einen unglücklichen Schlusspunkt hatte. Borns Jan Prein knickte um und musste lange behandelt werden. Das sah böse aus. „Jan ist kürzlich erst wegen einer Schulterverletzung lange ausgefallen“, fühlte der Sportliche Leiter Jörg Musset mit. Bei beiden Mannschaften fehlten wichtige Akteure. Unter anderem Armen Shavershyan (Leiste) beim FCR. Ach ja, die ersten beiden Torschützen sind noch nachzutragen. Auf die Führung der Gäste per Kopf durch Serhat Kacmaz (53.) reagierte der SSV schon drei Minuten später mit einem knackigen Linksschuss von Emre Circir (1:1, 56.). Der Rest? Spannung. Und das bessere Ende für den FCR.
Finale
Am Sonntag, 15. August, treffen der FC Remscheid und der SV 09/35 Wermelskirchen aufeinander. Wo das Endspiel stattfinden wird, wird in Kürze feststehen. Sowohl der FCR als auch der SV 09/35 haben sich für die Ausrichtung beworben. So muss das Los an diesem Montag in der RGA-Sportredaktion entscheiden. Die Verantwortlichen des Fußballkreises hatten bewusst die beiden Halbfinals noch abgewartet.