Im Anschluss an die Weihnachtsfeier der Jugendabteilung fiel in der Mehrzweckhalle der Startschuss. Der Parkplatz an der Halle war rappelvoll, 180 Gäste im Saal. "Wir haben einen Ansturm erlebt. Die Sticker sind uns aus den Händen gerissen worden", freut sich Felix vom Stein, der das pfiffige Projekt mit Thomas Friedrich auf die Beine gestellt hatte.
"Von allen Seiten war die Resonanz super positiv", berichtet vom Stein. Jedes der heiß begehrten Tütchen für ein Euro enthält fünf Klebebilder aus der Fußball-Abteilung des SSV Dhünn. 10.000 Bilder in 2.000 Päckchen sind es geworden, die Platz im Sammelalbum finden und glorreichen Panini-Alben wie von WM 1974 oder 1990 Konkurrenz machen werden.
Einen Fotografier-Marathon hat Ralf Buchholz hinter sich. Der selbstständige Fotograf rückte die unbekannten Helden des Amateurfußballs während ihrer Trainingseinheiten ins Licht. Die Fotos zeigen sämtliche Spieler von Bambini bis zu Alten Herren - insgesamt 174 Porträts.
Auch Mannschaftsfotos sind enthalten. Darüber hinaus ist der gesamte Vorstand abgelichtet worden. So ist Friedhelm Wendel beispielsweise dreimal abgebildet, als Vorsitzender, Bambini-Trainer und Altherren-Spieler.
Hinzu kommen Abbildungen von Vereinslogo, der Sportanlage und des Vereinsheims sowie historische Fotos der Fußball-Abteilung. Da die Bilder niemand vorher gesehen hat, war die Vorfreude groß. So stellten sich viele die bange Frage, wie man wohl getroffen ist, was sich hinter den geheimnisvollen Historienfotos verbirgt oder ob nicht doch jemand beim Mannschaftsfoto die Hose bis zu den Achseln gezogen hat.
So werden bei jedem Kauf weitere Geheimnisse gelüftet und zugleich die Motivation herausgekitzelt, alle 232 Sticker zusammenzubekommen. Um das zu schaffen, wird Tauschfieber ausbrechen. "Es ist unser Ziel, dass sich die unterschiedlichen Mannschaften besser kennenlernen", setzt vom Stein, der auch E-Jugend-Trainer ist, auf Kommunikation.
Der SSV Dhünn ist in NRW der erste Amateurverein mit eigenen Sammelstickern. Jugendvorstand Thomas Friedrich war vor einigen Monaten beruflich auf die Berliner Firma "myfooza" gestoßen. Das junge Unternehmen von Michael Janek, der zum Dhünner Verkaufsstart aus Berlin angereist war, besteht seit einem Jahr und wandte seine Marktidee erstmals bei einem kleinen Amateurverein in Bayern an.
Inzwischen gibt es deutschlandweit etwa zehn weitere Vereine, die der pfiffigen Idee folgen. Der dhünnsche Pioniergeist dürfte wohl schon bald viele Nachahmer finden. Die Bildproduktion kostet den Verein nichts.
Mit 25 Sponsoren gelang die komplette Finanzierung. Diese konnten in der Erstauflage mit 250 Sammelalben Anzeigen in vier Größen schalten. So bleibt der Verkaufsumsatz als Reingewinn erhalten und kommt dem Verein zu Gute. "Ich gehe sogar davon aus, dass wir nachbestellen müssen", glaubt Felix vom Stein an die Sammelleidenschaft der Kameraden.
Von Christian Werth
rga-online, 16.12.2013