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19.

Juli

2024

I. MANNSCHAFT

Dennis Schmidt: Eine beeindruckende Fußballkarriere endet

Der Wermelskirchener hat als Fußballer viel erlebt. Mit 36 Jahren ist für den Ex-Profi, der zuletzt für „seinen“ SSV Dhünn als Spielertrainer am Ball war, nun aber Schluss.

Er hat die Suche nach einem neuen Verein nicht intensiviert, Anfragen aber auch nicht kategorisch abgelehnt. Fakt ist: Dennis Schmidt ist aktuell als Trainer arbeitslos. „Der Abstieg hängt mir nach“, sagt der 36-jährige Wermelskirchener.

Der mit seinem Herzensclub, dem SSV Dhünn. „Aber die Leute urteilen ohne Hintergrundwissen, wissen gar nicht, dass wir mit einem Budget von 0 gearbeitet haben.“ Dass die Bezirksliga nicht gehalten werden konnte, nagt an ihm.

Dabei gibt es dafür Gründe. „Ich habe nach dem Aufstieg gesagt, dass wir zehn neue Leute brauchen“, erinnert er sich. Fünf sind es geworden, drei von ihnen waren bald wieder weg. So war es von Beginn an ein Kampf um jeden Punkt.

Wenn die berühmt-berüchtigten Dhünner Tugenden wie Kampf und Leidenschaft griffen, wurden zum Teil überraschende Erfolge gefeiert. Aber sie griffen zu selten. Was auch daran gelegen haben könnte, dass Versprechen zum Teil nicht eingehalten wurden.

Diesbezüglich hätten sich einzelne Spieler ihm gegenüber beklagt. „Dann ist es schwer“, sagt Schmidt rückblickend. „Sie kamen dann nicht zum Training. Vom Verein war ich ein Stück weit enttäuscht.“

Ein offenes Geheimnis in dem Zusammenhang, dass das Verhältnis von Schmidt zu dem Sportlichen Leiter Kristian Fischer Luft nach oben hatte. Um es vorsichtig auszudrücken. Dass eine Verabschiedung seitens des SSV („Da kam so gar nichts“) nicht stattgefunden habe, sei ebenfalls bemerkenswert.

Dafür habe er die Abschlussfahrt mit der Mannschaft zum Ballermann nach Mallorca umso mehr genossen. Unter anderem hat man das Eröffnungsspiel der Deutschen gegen Schottland im Bierkönig gesehen. Als dort aus Tausenden von Kehlen die Nationalhymne intoniert wurde, sei das „Gänsehaut pur“ gewesen.

Er werde immer Dhünner bleiben: „Der Verein muss nur an Struktur wachsen.“ Während Schmidt das sagt, sitzt er am Esszimmertisch des Domizils in Dhünn, wirkt mit sich im Reinen. Die beiden Töchter Luna (5) und Paula (1) brauchen Aufmerksamkeit. Gut, dass sich Ehefrau Sabrina und er nach dem gemeinsamen Türkei-Urlaub noch im Entspannungsmodus befinden.

Dennis Schmidt ist ein Familienmensch. Die Eltern wohnen eine Etage über ihm, der Bruder im Haus nebenan. Bei der Fußball-Europameisterschaft wurde oft genug im Garten des Bruders ein EM-Studio aufgebaut. Bis zu 30 Leute fieberten mit. „Ich glaube, dass England den Titel holt“, sagt Schmidt. Worte, die er wohlgemerkt vor dem Halbfinale formuliert hat.

Die deutsche Mannschaft habe ihn zum ersten Mal seit langem angefixt. Ein Verdienst von Julian Nagelsmann: „Ich finde, er hat das überragend gemacht.“ Zu dem nicht gegebenen Elfmeter gegen Spanien hat er auch eine klare Meinung: „Der Ball wäre aufs Tor gegangen, und Cucurella vergrößert die Fläche. Also muss das ein Elfer sein.“

Schmidt war meinungsstark, ist meinungsstark, bleibt meinungsstark. Das hat ihm im Laufe seiner Karriere, welche ihn bis in den Profibereich führte, nicht nur Freunde eingebracht. Das weiß er, der im tiefsten Inneren eigentlich einen weichen Kern beherbergt. Aber den dürfen nur Menschen touchieren, denen er vertraut. Die Familie. Enge Freunde. Punkt.

Was hat er, der beim SSV Dhünn als Stöpsel schon dem Ball nachjagte, für eine beeindruckende Karriere hingelegt. Da war die Deutsche Meisterschaft mit der A-Jugend von Bayer Leverkusen im Jahr 2007.

Der FC Bayern München (mit Thomas Müller und Toni Kroos) wurde mit 2:1 nach Verlängerung bezwungen. Dennis Schmidt war Bayers Kapitän. „Danach“, sagt er, „hat mich die komplette 2. Liga gejagt.“ Die schönste Zeit habe er im bezahlten Fußball beim VfL Osnabrück verbracht: „Wir waren ein verschworener Haufen. Unglaublich, wie viele Rückstände wir noch wettgemacht haben.“

Von fast allen Stationen seiner Laufbahn hängen Trikots an der Wohnzimmerwand: „Nur das von Viktoria Köln fehlt noch.“ Es wird sich organisieren lassen . . .

Zurzeit zählen für Dennis Schmidt, der als Area Sales Manager für den Sportartikelhersteller Capelli Sport arbeitet, alleine die Alten Herren des SSV Dhünn. Jeden Mittwoch geht es für ihn und seinen Bruder Jens zur Staelsmühle: „Ein bisschen Fußballspielen, zusammensitzen, dummes Zeug quatschen.“ Nur wer das Trikot mit der Nummer 10 bekommt – da herrscht noch keine Einigkeit bei den Brüdern.


rga, 19.7.2024


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